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Münster summt auf

Erhalt und Förderung der Insektenvielfalt in Münster

Insekten sind wichtig. Sie faszinieren mit ihrer Vielfalt und mit ihrem zauberhaften, oft skurrilen Aussehen. Bereits im Erdaltertum vor ca. 541 Millionen Jahren fingen die sympathischen Tiere an, sich optimal an die unterschiedlichsten Lebensbedingungen anzupassen. Dabei entwickelten sie nicht selten höchst sonderbare Lebensweisen, die ihnen ein Bestehen in sämtlichen Lebensräumen ermöglichen.

Der Hummelschwärmer ist ein harmloser Tagfalter, der sich als als stechendes Insekt tarnt.

Der Hummelschwärmer ist ein harmloser Tagfalter, der sich als als stechendes Insekt tarnt
(Foto: Heinz Schmalenstroth)

Leider ist inzwischen ein erheblicher Teil der damals so vielfältigen Landschaft weitgehend ausgeräumt. Zahlreiche ökologisch wichtige Strukturen, wie Hecken, alte Baumbestände und blütenreiche Wiesen und Uferbereiche, wurden vielerorts beseitigt. Damit gingen den Insekten bedeutende Lebensräume, zum Teil unwiederbringlich verloren. Auch der großflächige Einsatz von Pestiziden auf landwirtschaftlich genutzten Flächen wirkt sich fatal auf die hiesigen Insektenpopulationen aus. Infolgedessen finden Arten mit anspruchsvollen Lebensweisen im ländlichen Raum kaum noch Platz. Vielen bleibt nur die Möglichkeit, auf städtische Bereiche auszuweichen.

Das Potenzial unserer Stadtbiotope haben bereits viele Insekten entdeckt. Sie profitieren von naturnah gestaltenden Gärten und Parkanlagen, sowie von allen anderen Grünflächen, die strukturreich gestaltet sind.

Strukturreiche Grünflächen wie der Landschaftspark Mecklenbeck animieren die unterschiedlichsten Insektenarten dazu sich anzusiedeln und städtische Flächen als neue Lebensräume zu erschließen.

Strukturreiche Grünflächen wie der Landschaftspark Mecklenbeck animieren die unterschiedlichsten Insektenarten dazu sich anzusiedeln und städtische Flächen als neue Lebensräume zu erschließen
(Foto: Britta Ladner)

Um den Insekten möglichst hochwertige Lebensräume in unserer Stadt zu bieten, hat die NABU-Naturschutzstation Münsterland in Zusammenarbeit mit der Stadt Münster ein Konzept zur Förderung der Insektenvielfalt im Stadtgebiet von Münster entwickelt.

Folgende acht Bausteine werden seit Projektbeginn im Jahr 2019 zum Vorteil der gesamten biologischen Vielfalt im Stadtgebiet umgesetzt:

(1) Analyse und Bewertung ökologisch wertvoller Flächen für das Stadtbiotopkataster
Im gesamten Stadtgebiet von Münster gibt es zahlreiche, ökologisch wertvolle Flächen, wie kleine Grünanlagen mit Baumbeständen, Regenrückhaltebecken oder Brachflächen, die im Umweltkataster der Stadt Münster zuletzt in den 1990er Jahren als Stadtbiotope erfasst worden sind. Linienförmige Elemente wie Gräben, Bäche sowie Weg- und Straßenbegleitgrün stellen als Wanderkorridore für Insekten und andere Tiere wichtige Biotopvernetzungselemente dar.

Im Rahmen des Projektes „Münster summt auf“ findet eine aktuelle Bestandserfassung dieser Stadtbiotope statt. Ein besonderer Blick liegt dabei auf der Eignung dieser Flächen für die Insektenvielfalt. Dabei spielen Kriterien wie Blütenreichtum, Tot- und Altholzanteil und weitere Strukturelemente eine wichtige Rolle.

Der Stadtpark Wienburg ist ein besonders naturnahes Stadtbiotop

Der Stadtpark Wienburg ist ein besonders naturnahes Stadtbiotop
(Foto: Malina Behrens)

(2) Beratung von Privatgarten-Besitzern und Ausbildung von ehrenamtlichen Kräften für die Beratungstätigkeit
In einer Großstadt wie Münster spielen die Privatgärten eine entscheidende Rolle für die Artenvielfalt. Nicht nur auf städtischen Grünflächen, sondern auch in den privaten Gärten der Münsteraner in es sinnvoll Lebensräume für Insekten zu schaffen. Ein zentraler Bestandteil des Projektes ist daher die Beratung von Privatgarten-Besitzern zur insektenfreundlichen Gestaltung ihrer Gärten.

Ein blütenreicher und naturnaher Garten erfreut nicht nur das Auge, sondern auch unsere Insekten.

Ein blütenreicher und naturnaher Garten erfreut nicht nur das Auge, sondern auch unsere Insekten
(Foto: Berit Philipp)

In einer dreitägigen Schulung wurden ehrenamtlichen Naturgarten-Berater*innen dazu ausgebildet, Privatgartenbesitzer*innen die belebte Natur zu erklären und Hinweise für eine naturnahe Gestaltung zu geben.

Haben Sie Interesse, einen Termin für eine kostenlose Beratung zu vereinbaren?

Dann schreiben Sie uns einfach über Garten@NABU-Station.de an!

Wir informieren Sie gerne!

Zwei ehrenamtliche NABU-Gartenberaterinnen bei einer Beratung in einem Privatgarten.

Zwei ehrenamtliche NABU-Gartenberaterinnen bei einer Beratung in einem Privatgarten
(Foto: Thomas Hövelmann)

Beim NABU Münster wurde eine Naturgarten-AG eingerichtet, in der sich ehrenamtliche Naturgarten-Berater*innen und weitere interessierte Personen monatlich austauschen und informieren können. Neue Mitglieder sind herzlich willkommen, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

Beim NABU Münster wurde eine Naturgarten-AG eingerichtet, in der sich ehrenamtliche Naturgarten-Berater*innen und weitere interessierte Personen monatlich austauschen und informieren können. Neue Mitglieder sind herzlich willkommen, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich
(Foto: Thomas Hövelmann)

(3) Beratung von Wohnungsbau-Gesellschaften, Firmen, Sport- und Kleingartenvereinen sowie anderen Institutionen zur insektenfreundlichen Gestaltung ihrer Außenflächen
Eine ganze Reihe von Institutionen bewirtschaften in Münster bedeutende Flächenanteile, zum Beispiel große Wohnungsbau-Gesellschaften, Firmen sowie Sport- und Kleingartenvereine. Die NABU-Naturschutzstation Münsterland bietet diesen Institutionen ein kostenloses Beratungsangebot für die insektenfreundliche Gestaltung und Unterhaltung ihrer Außenflächen an.

Beratung der DHL-Niederlassung Münster Nord am Hessenbusch.

Beratung der DHL-Niederlassung Münster Nord am Hessenbusch
(Foto: Mirco Friedhoff)

(4) Bestandserfassungen von Insektenarten
Um wissenschaftlich belegbare Aussagen zum Bestand und zur Entwicklung von Insektenvorkommen in der Stadt Münster treffen zu können, ist das Insektenmonitoring ein wichtiger Bestandteil des Projektes „Münster summt auf“. Hierzu werden unterschiedliche Untersuchungskonzepte entwickelt und durchgeführt.

Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Artengruppen der Schwebfliegen und Wildbienen. Durch ihre Lebensweise nehmen diese Insekten erheblichen Einfluss auf die Regulierung in Ökosystemen. Sie zählen zu bedeutendsten tagaktiven Blütenbesuchern und wirken damit als zuverlässige Bestäuber. Die Larven der Schwebfliegen haben durch ihre Ernährungsweise einen erheblichen Anteil an bodenbildenden und wasserreinigenden Prozessen. Zudem ernähren sich viele Schwebfliegenlarven von pflanzenschädigenden Blattläusen.

Mit einem langfristig orientierten Monitoringprogramm wird ein Überblick über das Vorkommen dieser Arten im Stadtgebiet von Münster gewonnen. Anhand dessen gilt es, Maßnahmen zu konzipieren, um vorhandene Populationen zu erhalten und zu stärken.

Eine Mitarbeiterin der NABU-Naturschutzstation Münsterland bei der Untersuchung von Schwebfliegen an der renaturierten Aa in Höhe Nevinghoff.

Eine Mitarbeiterin der NABU-Naturschutzstation Münsterland bei der Untersuchung von Schwebfliegen an der renaturierten Aa in Höhe Nevinghoff
(Foto: Svenja Hirsch)

(5) Praktischer Wildbienen- und Hornissenschutz
Wildbienen und Hornissen sind schützenswerte Tiere. Häufig fühlen sich Menschen durch die Anwesenheit von Wildbienen und vor allem von Hornissen, bedroht. Dabei sind auch letztere meist friedvolle Tiere. Wildbienen haben, im Gegensatz zu ihren Artgenossen keinen Giftstachel und sind damit völlig harmlos. Hornissen stechen nur in Ausnahmefällen, z.B. wenn sie sich bedroht fühlen.

Hin und wieder werden Hornissennester im Siedlungsbereich als problematisch angesehen. Jedoch sollten ihre Nester nur in Ausnahmefällen beseitigt werden. Um die Umsiedlung von lebenden Hornissennestern als letztes Mittel anzusehen, bietet die NABU-Naturschutzstation Münsterland Vor-Ort-Termine zur Beratung an.

Um Lebensräume für Wildbienen optimal zu gestalten, werden geeignete Standorte in Parks und anderen öffentlichen Grünflächen ausgewählt und mit Wildbienennisthilfen ausgestattet. Beratungsgespräche und fachliche Hilfe bei der Anlage der Nisthilfen durch die Mitarbeiter*innen der NABU-Naturschutzstation Münsterland tragen zum Gelingen dieser Maßnahme bei.

Eine Rostrote Mauerbiene inspiziert Schilf in einem Insektenhotel.

Eine Rostrote Mauerbiene inspiziert Schilf in einem Insektenhotel
(Foto: Michaela Stenz)

Die bereits bestehenden Nisthilfen für Hornissen werden im Rahmen des Projektes „Münster summt auf“ weiterhin durch regelmäßige Kontrollen, Reparaturen und Reinigungen erhalten.

Eine ehrenamtliche Helferin des NABU beim Reinigen eines Hornissen-Kastens.

Eine ehrenamtliche Helferin des NABU beim Reinigen eines Hornissen-Kastens
(Foto: Helen Hummelt)

Um einen Überblick zur aktuellen Bestandssituation der Hornissen- und Wildbienenvorkommen in der Stadt Münster zu bekommen, werden alle Beobachtungen und Meldungen dieser Insektengruppen dokumentiert.

(6) Organisation und Beratung zu Regiosaatgut
Beim Anlegen von Blühstreifen ist die Herkunft des Saatguts von äußerster Wichtigkeit. Im Laufe der Zeit passten sich die Wildpflanzen an die gegebenen, regionalen Umweltbedingungen, wie dem Klima und den Bodenverhältnissen an. Heimische Wildpflanzen weisen somit in der Regel eine genetische Anpassung an ihre Region auf. Zur Erhaltung dieser genetischen Anpassungen empfiehlt sich deshalb die Verwendung von gebietseigenem Saatgut, das in der hiesigen Region erzeugt wurde.

Zudem sind viele Insekten an heimische Wildpflanzen angepasst, sodass mit der Verwendung von gebietseigenem Saatgut ein breites Spektrum von Insektenarten gefördert wird.
Leider ist regional erzeugtes Saat- und Pflanzgut immer noch nur schwer im Handel erhältlich. Im Rahmen des Projektes „Münster summt auf“ sollen regionale Betriebe für die Produktion und den Vertrieb einheimischen Saat- und Pflanzguts gewonnen werden.

Heimische Pflanzen wie Margerite und Rote Lichtnelke sind gut für heimische Insektenarten.

Heimische Pflanzen wie Margerite und Rote Lichtnelke sind gut für heimische Insektenarten
(Foto: Annemarie Berlin)

(7) Erstellung eines Spenderflächen-Katasters für Münster
Für die insektenfreundliche Entwicklung von Grünflächen in der Stadt Münster ist es sinnvoll, bestehende Rasenflächen und Wiesen durch die Ansaat geeigneter Wiesenarten anzureichern. Hierzu dient die sogenannte Mahdgut-Übertragung, bei der frisches Schnittgut einer artenreichen Wiese auf anderen Flächen ausgebreitet wird.

Für die Anwendung der Methode ist allerdings das Vorhandensein geeigneter Spenderflächen notwendig, die nachweislich ausschließlich gebietsheimische Populationen beherbergen und artenreich genug sind. Die NABU-Naturschutzstation Münsterland wird deshalb in enger Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Münster geeignete Flächen recherchieren und ein Spenderflächen-Kataster erstellen.

Artenreiche Wiesenparzellen wie hier an der Straße Am Gievenbach eignen sich zur Mahdgut-Übertragung.

Artenreiche Wiesenparzellen wie hier an der Straße Am Gievenbach eignen sich zur Mahdgut-Übertragung
(Foto: Thomas Hövelmann)

(8) Öffentlichkeitsarbeit:
Gesellschaft und Naturschutz stehen im engen Zusammenhang miteinander. Um Maßnahmen zum Schutz der Insekten im innerstädtischen Bereich verwirklichen zu können, ist die gesellschaftliche Befürwortung von wesentlicher Bedeutung. Für das Projekt „Münster summt auf“ ist deshalb eine intensive, begleitende Öffentlichkeitsarbeit vorgesehen.

Exkursion in die faszinierende Welt der Schwebfliegen im Stadtpark Wienburg.

Exkursion in die faszinierende Welt der Schwebfliegen im Stadtpark Wienburg
(Foto: Thomas Hövelmann)

Die Hornissenausstellung ist seit 2010 in der Geschäftsstelle der NABU-Naturschutzstation Münsterland auf Haus Heidhorn aufgebaut. Hier können sich Besucher über die Gefährdung und Lebensweisen der Hornissen informieren. Der Eintritt ist kostenlos.

Zum Schluss:
Insekten sind einzigartige, schützenswerte Lebewesen, die sich im Laufe von Jahrmillionen perfekt an ihre Umwelt angepasst haben. Ohne sie gäbe es auch die zahlreichen anderen Artengruppen wie Vögel, Fledermäuse, Kleinsäuger, Amphibien und Reptilien nicht.

Vergessen wir nicht, dass viele Insektenarten, wie Schlupfwespen oder der Puppenräuber Plagegeister wie den Eichenprozessionsspinner in Schach halten können. Mit dem Erfüllen weiterer wichtiger ökologischer Funktionen wie Bodenbildung und Wasserreinigung tragen sie zum Wohlergehen von uns Menschen bei.

Jeder kann etwas tun, um diese fabelhaften Tiere zu schützen.

Fuchsrote Sandbiene an einer Johannisbeer-Blüte.

Fuchsrote Sandbiene an einer Johannisbeer-Blüte
(Foto: Berit Philipp)

Ansprechpersonen

Dr. Thomas Hövelmann
NABU-Naturschutzstation Münsterland
Westfalenstraße 490, 48165 Münster
Tel.: 02501-9719433

Weitere Informationen

In einer dreitägigen Schulung wurden ehrenamtlichen Naturgarten-Berater*innen dazu ausgebildet, Privatgartenbesitzer*innen die belebte Natur zu erklären und Hinweise für eine naturnahe Gestaltung zu geben.

Haben Sie Interesse, einen Termin für eine kostenlose Beratung zu vereinbaren?

Dann schreiben Sie uns einfach über
Garten@NABU-Station.de an!

Wir informieren Sie gerne!

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