Wasser, Hitze, Artenschutz: Unter diesem Motto stand die 9. Artenschutzkonferenz, die erstmalig wieder nach der Corona-Zeit am 6. Mai in der Stadthalle Münster-Hiltrup stattfand. Hochrangige Politiker und Fachleute diskutierten mit ca. 100 Besuchern aus dem haupt- und ehrenamtlichen Naturschutz, Landwirten und Studierenden Ursachen und Erfordernisse für die Zukunft. Fazit: der Turbo muss eingeschaltet werden, wenn wir die drängenden Probleme noch rechtzeitig in den Griff bekommen wollen!
Bei ihrer einleitenden Videobotschaft gab Bundesumweltministerin Steffi Lemke noch einmal einen umfassenden Überblick über die vielfältigen drängenden Probleme unserer Zeit – der dabei noch nicht einmal vollständig war und die Bodenkrise außer Acht ließ.
Als Hauptredner prangerte Bernd Ulrich, stellvertretender Chefredakteur der Zeitschrift „Die ZEIT“, die zunehmende „Brutalisierung“ der Gesellschaft und des Menschen als „größte Naturkatastrophe aller Zeiten“ und begeisterte das Publikum mit seinen philosophischen Betrachtungen des Verhältnisses zwischen Mensch und Natur und das vermeintliche natürliche Recht auf Naturzerstörung. Warum scheint das Thema „Klimaschutz“ offenbar erfolgreicher und medial präsenter zu sein als die Biodiversitätskrise? „Weil man sich bei deren Lösung auf technische Lösungen verlässt, ohne an seinem eigenen Verhalten etwas ändern zu müssen…“
In weiteren zahlreichen Fachvorträgen wurden einzelne Projekte und Aspekte vorgestellt und zur Diskussion gestellt. Dabei fanden vor allem auch die Vorträge der NABU-Naturschutzstation Münsterland von Dr. Britta Linnemann zur Optimierung des Wasserhaushaltes im Wald und von Kristian Lilje zur Extensivbeweidung von Solarparks mit großen Weidetieren in „Energie-Weidelandschaften“ für großes Interesse. Außerdem ging die Borkener Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing als Vorsitzende des Regionalrates im Regierungsbezirk Münster auf die Chancen des aktuell laufenden Aufstellungsverfahrens zum Regionalplan ein.
Einen hoch interessanten Einblick in das politische Tagesgeschäft gaben Dr. Josef Tumbrinck als hochrangiger Vertreter des Bundesumweltministeriums und Dr. Jan Niklas Gesenhus, u.a. umweltpolitischer Sprecher der GRÜNEN-Fraktion im Bundestag. Die Gelder und gesetzlichen Rahmenbedingungen für verstärkten Klima- und Artenschutz stehen demnach zur Verfügung, es hake aber noch in anderen Ministerien innerhalb der Ampel-Koalition.
Zum Abschluss der Artenschutzkonferenz war die von WDR-Moderatorin Dr. Tanja Busse souverän moderierte Podiumsdiskussion zwischen verschiedenen Vertreter*innen der Landwirtschaft. Hier entspann sich eine kontroverse Diskussion zwischen Susanne Schulze Bockeloh als Vertreterin der konventionellen Landwirtschaft und den beiden Akteuren aus der biologischen Landwirtschaft. Trotz aller Differenzen in Details und im Umgang miteinander stand hier unter dem Strich jedoch die einhellige Erkenntnis im Vordergrund, dass es unmittelbaren Handlungsbedarf gäbe.
Als Rahmenprogramm waren zahlreiche Initiativen aus dem Münsterland mit Infoständen und Ausstellungen zum Natur- und Klimaschutz vor Ort. Auch im kommenden Jahr wird es sicher wieder eine Artenschutzkonferenz in Münster geben werden, um Politik und Gesellschaft zu deutlich schnellerem sinnvollem Handeln aufzufordern – wie sagte doch der Hiltruper Bezirksbürgermeister Wilfried Stein in seinem Grußwort treffend: „Wir sind zum Erfolg verpflichtet!“