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Artenschutz am Gebäude

Projekt: Mauersegler auf Wohnungssuche in Münster

Mehlschwalbe (Foto: Klemens Karkow)

Mehlschwalbe (Foto: K. Karkow)

Projektbeschreibung

Unter unseren Dächern leben – oft unbemerkt – viele Vogel- und Fledermausarten wie Mauersegler, Haussperling und Zwergfledermaus. Bei Gebäudesanierungen werden viele bestehende Nistmöglichkeiten – oft unwissentlich – zerstört, ohne dass Ersatz geschaffen wird. Der Bestand der gesetzlich geschützten Tiere ist dadurch stark gefährdet. Dabei lassen sich Ersatzmaßnahmen zum Erhalt bestehender Brut- und Lebensstätten sowie die Schaffung von Quartieren mit wenig Aufwand und geringen Kosten problemlos umsetzen.

Unser Ziel ist es, Nistplätze und Quartiere gebäudebewohnender Arten im städtischen Wohnumfeld zu erhalten oder neu zu schaffen und somit ein Stück Artenvielfalt im urbanen Raum zu sichern.

Bei Interesse an fachkundiger Beratung schreiben Sie uns eine E-Mail an Schwalben@NABU-Station.de oder melden Sie sich in unserer Geschäftsstelle: 02501-9719433

Das Artenschutzprojekt wird von der Stadt Münster, Amt für Grünflächen und Umweltschutz und Nachhaltigkeit unterstützt.

Beispiele für in die Fassade integrierte Nisthilfen

Die nachfolgenden Bilder zeigen einige bereits umgesetzte Maßnahmen in Kooperation mit dem Studierendenwerk Münster und der Wohn+Stadtbau GmbH.

Beispiele für Nisthilfen an der Außenfassade

Der Mauersegler

Ein Leben im Flug

Wer fängt im Flug seine Nahrung, schläft im Flug, paart sich im Flug und berührt nur zum Brüten den Boden? Der Mauersegler (Apus apus). Die Bezeichnung „Mauersegler“ spiegelt das Verhalten des Tieres an Wänden entlang zu segeln, wider. Der wissenschaftliche Name leitet sich vom griechischen Wort „fußlos“ ab. Mauersegler gehören zur Familie der eigentlichen Segler, zu dem sonst nur der Alpensegler zählt. Beide Arten sind Zugvögel.

Weitere tolle Bilder, Einblicke in Nistkästen und Videos von Mauerseglern finden sie hier: http://www.mauersegler.klausroggel.de/

Kennzeichen

Männchen und Weibchen sind bis auf einen weißen Kinnfleck braunschwarz, besitzen sichelförmige Flügel (Spannweite: 40 cm) und einen kurzen gegabelten Schwanz. Mauersegler haben äußerlich Ähnlichkeit mit Schwalben, ihre Füße sind jedoch deutlich kürzer, sie sind vom Körperbau her schmaler und zudem wendiger im Flug. Während Schwalben mehr flattern und ihre Flügel nach hinten schlagen, besteht der Flug vom Mauersegler aus tiefen, schnellen Flügelschlägen und längeren Gleitflugstrecken. Die Tiere können bis zu 20 Jahren alt werden.

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet des Mauerseglers erstreckt sich über fast ganz Europa, Teile Nordafrikas und Asiens. In Deutschland bezieht er sein Brutrevier in der Regel von Anfang Mai bis Ende Juli/Anfang August. Die Überwinterungsgebiete liegen in Afrika südlich des Äquators. Er ist einer der Zugvögel der am spätesten kommt und am frühesten wieder wegzieht.

Nahrungssuche

Die Flughöhe der Tiere schwankt mit dem Nahrungsangebot; normalerweise liegt sie zwischen 6 und 50 Metern, an warmen Tagen oft aber auch über 100 Meter über dem Boden. Auch folgen Mauersegler ihrer Beute, wenn diese in der aufsteigenden Thermik hochgespült wird. So jagen sie auch in Höhen bis zu den Wolkenuntergrenzen von Kumuluswolken. In Mitteleuropa sind das Höhen von bis zu etwa 3.000 Metern. Bei schlechtem Wetter, wenn weniger bis keine Insekten unterwegs sind, fasten sie auch mal tagelang. Zur Nahrung der Mauersegler gehören unter anderem Blattläuse, Käfer, Fliegen und Hautflügler (Bienen, Wespen etc.) die sie gezielt anfliegen und dann fangen. Ihren Schnabel öffnen sie erst beim Zupacken der Beute.

Balz- und Brutplätze

Kurz nach ihrer Ankunft im Brutgebiet beginnt bei den Mauerseglern die Balz. Männchen und Weibchen jagen sich durch die Luft und stoßen dabei Laute wie „srih“ oder „sprih“ aus. Zur Kopulation kommt es entweder in der Luft oder in der Nisthöhle. Männchen und Weibchen bleiben sich dem Brutort treu und kommen über Jahre dort zusammen. Außerhalb der Brutzeit leben sie monogam. Ursprünglich brütet der Mauersegler in Felsen und Bäumen. Häufig findet man ihn aber als Kulturfolger in Siedlungen und Städten, wo er mit großer Geschicklichkeit seine Nester in Höfen, Wohnblocks, Türmen und Fabriken baut. Die Nester werden unter Dachrinnen, in Mauerlöchern, Felsspalten oder in Baumhöhlen von beiden Geschlechtern angelegt. Dazu werden Stroh, Gras und Federn mit Speichel verklebt. Die Nester werden über viele Jahre genutzt. Da der Mauersegler nicht wählerisch ist, nimmt er auch für ihn geeignete Nistkästen in Anspruch. Bei der Anbringung sollte jedoch auf die Möglichkeit des freien An- und Abflugs in ausreichender Höhe (mind. 6 m) geachtet werden. Im Gegensatz zu Schwalben entfernen Mauersegler den Kot ihres Nachwuchses aus der Nestumgebung, sodass Menschen keine Sorgen haben müssen, dass ihre Hauswände verschmutzt werden.

Bestand

In vielen Bereichen Deutschlands verzeichnet die Art noch gute Bestandszahlen, in manchen Gebieten gibt es jedoch einige Verluste. Der Grund hierfür sind die schwindenden Nistmöglichkeiten. Es werden heutzutage durch Sanierungsmaßnahmen an Häusern vorhandene Spalten, Hohlräume unter Dächern und an Hauswänden geschlossen. Der Mauersegler ist ein standorttreuer Koloniebrüter, für den es schwer ist, neue Brutplätze zu finden, wenn die vormals genutzten nicht mehr vorhanden sind. Gibt es einen Sommer ohne Bruterfolg, kann dieser durch einen anderen erfolgreichen wieder ausgeglichen werden. Folgen auf mehrere Misserfolge keinerlei Erfolge, so führt es zum Rückgang des Bestandes.

Gesetzlicher Schutz

Bei Sanierungsarbeiten muss jedoch in jedem Fall auf die in Gebäude wohnenden Tiere Rücksicht genommen werden. Jeder wildlebende Vogel (außer die verwilderte Haustaube) zählt zu den geschützten Arten und darf gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG nicht getötet oder verfolgt werden. Sind Sanierungen während der Brutzeit geplant, dürfen die Jungen nicht entfernt oder die Eltern am Ein – und Abflug gehindert werden. Auch dürfen die Eingänge der Nistkästen nicht verschlossen werden. Von der Unteren Naturschutzbehörde kann eine naturschutzrechtliche Befreiung nach § 67 Abs. 2 BNatSchG von dem Verbot nach § 44 BNatSchG erteilt werden. Nur mit dieser Genehmigung ist es gestattet, ein Neststandort in dem sich aktuell keine Eier befinden zu verschließen. Diese Genehmigung ist meistens mit Auflagen wie Schaffung von Ersatzquartieren oder der Wiederherstellung des Quartiers verbunden.

Empfehlungen

Jeder unter uns kann aber auch dazu beitragen, dass es zu keiner Wohnungsnot der Segler kommt. Bei manchen Sanierungsmaßnahmen ist es möglich vorhandene Brutnischen oder Spalten zu erhalten, so dass die ortstreuen Segler ihren Brutplatz im nächsten Jahr sofort wiederfinden. In andere Fällen, beispielsweise bei einer Wärmedämmung, empfiehlt es sich passende Kästen als Ersatz für den verlorenen Brutplatz bündig in die Außenfassade integrieren zu lassen (siehe Herstellerliste). Ebenso besteht die Möglichkeit selber Kästen zu bauen (Bauanleitung). Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass keine giftigen Holzschutzmittel oder Ähnliches benutzt werden, da die Tiere die Gifte über die Haut aufnehmen.

Für jeden, dessen Haus schon saniert worden ist, besteht die Möglichkeit, Nisthilfen von außen an die Hauswand anzubringen (z.B. unter der Traufe oder im Giebel). Den Tieren kann ebenfalls geholfen werden, wenn der Garten eine Vielfalt an einheimischen Pflanzen aufweist. Diese fördern wiederum das Vorkommen von Insekten und sichern somit die Nahrungsgrundlage für viele Vogel- und auch Fledermausarten.

Wenn Ihnen Sanierungen an Gebäuden mit Mauerseglervorkommen bekannt werden oder Sie einen Brutplatz in Münster anhand von Ein- und Ausflügen feststellen, melden Sie sich unter Angabe von Fundort, Datum und Anzahl der Tiere: Mauersegler@NABU-Station.de

Übersichtskarte Stadt Münster

Die untenstehende Karte zeigt, wo Mauersegler in Münster brüten. Die Fundpunkte sind Ergebnisse aus Erfassungen im Rahmen des Projektes, Nistplatz-Meldungen von Bürger*innen sowie kleinen Forschungsprojekten in Kooperation mit dem Institut für Landschaftsökologie. Mittlerweile sind es 333 Fundpunkte mit über 900 Brutplätzen, die seit 2017 gesammelt wurden. Mauersegler sind sehr standorttreu und werden meist 5 bis 10 Jahre alt. Viele Brutnischen an Gebäuden werden von Jahr zu Jahr wieder aufgesucht.

Herzlichen Dank an alle, die mithelfen so viele Kenntnisse über den Mauersegler in Münster zusammenzutragen!

Untenstehend können Sie auf der jährlich aktualisierten Übersichtskarte sehen, wo Mauersegler in Münster brüten. Die blauen Punkte zeigen Brutpaare, die orangen Punkte zeigen die Standorte von Nisthilfen. Es ist davon auszugehen, dass es über die erfassten Niststandorte hinaus weitere Vorkommen in der Stadt gibt.

Wenn euch bekannt wird oder ihr feststellt, dass an einem Gebäude mit Mauerseglervorkommen bauliche Veränderungen (z.B. Dachsanierung) vorgenommen werden sollen, bitten wir euch die NABU-Station Münsterland schnell zu informieren (Tel .02501-9719433 oder per Mail an: Mauersegler@NABU-Station.de). Dann können wir uns gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde dafür einsetzen, dass die Brutplätze erhalten oder ersetzt werden und brütende Tiere oder Jungvögel nicht gestört oder verletzt werden.

Mauersegler melden?

Wenn ihr weitere Brutplätze z.B. anhand von Ein- und Ausflügen feststellt, schickt gerne eine Nachricht unter Angabe von Fundort, Datum und Anzahl der Tiere an: Mauersegler@NABU-Station.de

Die Mehlschwalbe

Treu und gesellig

Die Mehlschwalbe trägt ihren Namen dank ihrer reinweißen Unterseite – als hätte sie im Mehl gesessen. Auch ihre Beine und Füße sind weiß befiedert. Das macht sie unter den europäischen Singvögeln einzigartig. Ihr Schwanz ist schwach gegabelt und besitzt im Gegensatz zur Rauchschwalbe keine langen Spieße. Ihr Gefieder glänzt metallisch blauschwarz. Von anderen Schwalben lässt sie sich sehr gut durch ihren leuchtend weißen Bürzel unterscheiden. Wenn sich das Auge bei der Zuordnung nicht ganz sicher ist, kann man auch die Ohren zu Hilfe nehmen: Die Mehlschwalbe ist an ihrem kurzen, erhaltenen Schwätzen zu erkennen.

Ihr lateinischer Namensbestandteil urbicum verrät, dass sie schon früh „zur Stadt gehört“ hat – und tatsächlich ist sie auch heute noch überwiegend in urbanen Räumen zu finden. Viele Menschen kennen sie auch als Lehmschwalbe oder Mauerschwalbe.

Ursprünglich baute sie ihre kunstvollen Lehmnester an steilen Felswänden oder Küstenklippen. Aber schon vor Jahrhunderten hat sie sich dem Menschen angeschlossen und gelernt, sich an rau verputzten Häuserwänden unter geschützten Dachvorsprüngen, in Balkonnischen oder unter Brücken einzurichten. Dabei leben Mehlschwalben gesellig und brüten oft in großen Kolonien. Sie bevorzugen Ortschaften und Gebäude in der Nähe von Gewässern, da sie dort hervorragend nach Insekten jagen können, vor allem nach Mücken, Fliegen und Blattläusen.

Mehlschwalben brüten ein- bis zweimal, selten auch dreimal im Jahr. Ihre Nester sind halbkugelförmig und haben ein kleines Einflugloch. Das Gelege besteht aus drei bis fünf Eiern, die zwei bis drei Wochen bebrütet werden. Nach drei bis vier Wochen fliegen die Jungen aus und werden dann noch eine weitere Woche von den Altvögeln versorgt. So sind sie für den Zug in ihr Winterquartier südlich der Sahara bestens gerüstet. Sie kehren im nächsten Frühjahr zu uns zurück und siedeln sich in der Kolonie oder in ihrer Nähe wieder an. Daher gelten sie als brutorttreu. Die Ehe mit dem Brutpartner hält jedoch oft nur für eine Saison.

Seit einiger Zeit nehmen die Bestände der Schwalben leider ab. Mehl- und Rauchschwalben sind seit 2008 in der Roten Liste Nordrhein-Westfalens als gefährdet eingestuft. Um so wichtiger sind der Schutz und die Förderung der bewundernswerten Vögel.

Die Ursachen für die Bestandsrückgänge sind vielfältig:

  • Illegale Beseitigung von Nestern und Vogelabwehrmaßnahmen
  • steigende Flächenversiegelung im Siedlungsraum wie auch auf Höfen führt dazu, dass Schwalben kaum noch lehmiges Baumaterial für ihre Nester finden
  • zunehmende Trockenperioden im Frühling und Sommer lassen letzte Pfützen austrocknen
  • Es gibt immer weniger Insekten wie verschiedene Studien und der Blick auf die Windschutzscheibe belegen, damit nimmt das Nahrungsangebot ab
  • auf den Zugwegen drohen weitere Gefahren wie Vogelfang oder extreme Wetterereignisse

Leider ist nicht jeder Hausbewohner von Mehlschwalben begeistert. Lehmspritzer und Kotreste werden als Belästigung und Verschmutzung angesehen. Es kommt immer wieder vor, dass Nester abgeschlagen werden oder der Anflug durch Vogelschutzgitter oder Spikes verhindert wird. Dabei kommen Mehlschwalben besonders in Münsters Wohnsiedlungen immer seltener vor.

Nestzerstörung – was tun?

Schwalbennester sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz ganzjährig geschützt. Wenn Sie die Zerstörung von Schwalbennestern beobachten oder davon hören, dass Nester durch Baumaßnahmen zerstört werden sollen, versuchen Sie, freundlich mit den Menschen zu reden. Oft ist nicht bekannt, dass die Vögel mittlerweile sehr selten sind und dass ihre Nester auch außerhalb der Brutzeit unter Schutz stehen. Schlagen Sie z.B. das Auslegen von Zeitungspapier oder Pappe auf dem Boden vor oder die Anbringung eines Bretts vor um Verschmutzungen durch Kot zu vermeiden bzw. schnell zu beseitigen. Bei Sanierungsmaßnahmen können Kunstnester als Ersatzbrutplatz dienen. Wenn freundliche Worte nicht helfen melden Sie sich bei uns oder der Unteren Naturschutzbehörde.

Wenn die Sanierung eines Hauses, an dem Schwalben nisten, geplant ist, ist es wichtig, frühzeitig Kontakt mit der Unteren Naturschutzbehörde Münster aufzunehmen. Es gibt viele praktikable Möglichkeiten, die den Schutz der Schwalben sichern und der Sanierungsmaßnahme nicht im Wege stehen.

Was können wir für die kleinen Mitbewohner tun?

  • Brutplätze erhalten
  • Lehmpfützen anlegen
  • Nester und Nisthilfen selbst bauen, an unseren modernen, glatten Hausfassaden können Schwalbennester oft nicht gut haften. Abhilfe können Sie schaffen, indem Sie für Mehl- und Rauchschwalben verschiedene Nisthilfen anbringen
  • fertige Kunstnester anbringen (erhältlich z.B. im NABU-Shop)
  • für den Schutz der Schwalben werben mit der Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ (Schicken Sie uns gerne Ihr Bewerbungsformular)
  • nehmen Sie Einfluss als Konsument, weniger Pestizide im Pflanzenanbau und Milchprodukte aus Weidehaltung fördern die Anzahl und Vielfalt fliegender Insekten

Die Rauchschwalbe

Eleganter Flugkünstler im Frack

Die Rauchschwalbe (Hirundo rustica) verdankt ihren Namen dem Umstand, dass sie früher gerne in Schornsteinen und Rauchfängen brütete. Wie das lateinische rustica – wortwörtlich „bäuerlich“ – andeutet, fühlt sie sich eher in ländlichen Regionen wohl. Das Gefieder der Rauchschwalbe ist auf der Oberseite metallisch glänzend und schwarzblau, ihre Stirn und Kehle sind rotbraun gefärbt. Unterhalb der Kehle kann man zudem ein dunkles Kropfband erkennen. Besonders auffällig sind ihre langen Schwanzspieße, die bei den Jungvögeln allerdings noch nicht ausgebildet sind. Der Bauch ist weißlich bis cremefarben.

 

Ihre Nahrung, hauptsächlich fliegende Insekten, jagt sie gerne bodennah über Wiesen und Feldern, aber auch in Viehställen. Bei schönem Wetter sehen wir sie in luftiger Höhe jagen, allerdings etwas tiefer als die Mehlschwalben. Wie ihre städtischen Artgenossen fressen Rauchschwalben mit Vorliebe Mücken, Fliegen und Blattläuse.

Ihre Lehmnester baut die Rauchschwalbe bevorzugt im Inneren von Ställen, auf der Tenne, in offenen Schuppen oder seltener auch Carports. Dabei nutzt sie Vorsprünge, Balken oder mitunter auch Lampen, um ihr Nest zu befestigen. Für den Nestbau vermischt sie den Lehm mit Pflanzenhalmen und Tierhaaren. Die Nester sind schalenartig ohne Einflugloch geformt und nach oben offen. Im Gegensatz zu Mehlschwalben bauen Rauchschwalben ihre Nester lieber mit etwas mehr Abstand zueinander. Sie brüten ein- bis dreimal im Jahr und ziehen pro Brut drei bis sechs Junge auf. Nach zwei bis drei Wochen Brutzeit werden die Jungen ungefähr drei Wochen lang großgezogen, bis sie flügge sind. Nachdem sie das Nest verlassen haben, werden die Jungvögel noch bis zu zwei Wochen von den Alt vögeln außerhalb des Nestes versorgt.

Rauch- und Mehlschwalben zählen zu den streng geschützten Tierarten und sind planungsrechtlich relevant. Bei einem Abriss, eines von Schwalben genutzten Gebäudes, muss der Bauherr eine Ausgleichsmaßnahme schaffen.

Rauchschwalben und Landwirtschaft

Rauchschwalben kommen seit Jahrhunderten an Bauernhöfen vor. Heute treten wir sie vor allem noch an Höfen mit Bullen- oder Milchviehhaltung häufiger auf. Besonders in älteren Viehställen finden sie geeignete Nistmöglichkeiten. Werden die alten Ställe umgenutzt, Türen und Fenster ganzjährig verschlossen oder durch einen Neubau ersetzt, kann es zu erheblichen Verlusten an einzelnen Brutstandorten kommen. Derzeit wird noch nach geeigneten Wegen gesucht, Rauchschwalben auch in neuen, modernen Rinderställen Nistmöglichkeiten zu bieten, denn dort fehlen oft die beliebten Holzdeckenbalken, an denen sie so gern ihre Nester kleben.

Pferdesport als Hoffnung für die Rauchschwalbe

Vielerorts wurden landwirtschaftliche Höfe sowie Stallungen für die Pferdehaltung und den Reitsport umgenutzt. Hier konnten Rauchschwalben zum Teil neue Brutplätze finden. Wie immer sind sie auf das Wohlwollen der Eigentümer und Nutzer der Gebäude angewiesen. Ihre Anwesenheit hat für Pferde und Reiter den Vorteil, dass sie lästige Fliegen und Mücken wegfangen und damit ihre Jungen füttern. Eine Lehm- oder Erdpfütze in der Nähe des Stalles hilft den Rauchschwalben Nistmaterial zu finden.

Nisthilfen und Kotbretter

Der Einsatz von künstlichen Nisthilfen kann grade nach Umbaumaßnahmen, wenn es zu Verlusten der alten Brutplätze kommt, sehr sinnvoll oder sogar verpflichtend sein. Beim Anbringen von Kunstnestern ist der richtige Abstand zur Decke entscheidend. Es darf nur eine handbreit Platz zwischen dem Nestrand und der Decke sein; dies entspricht dem Sicherheitsbedürfnis der Schwalben.

Wenn Sie ein Kotbrett zum Schutz vor Verschmutzungen anbringen, sollten Sie auf ausreichend Abstand zum Nest achten (mind. 50 cm). Ist das Brett zu dicht angebracht, kann das den freien Anflug zum Nest stören, so dass die Schwalben im nächsten Jahr an anderer Stelle ein neues Nest bauen, anstatt den vorhandenen Nistplatz weiterhin zu nutzen. Außerdem verringert man durch den Abstand die Gefahr, dass Nesträuber an die Jungvögel gelangen. Wenn die Schwalben das Nest nach Anbringung des Kotbretts nicht mehr annehmen, sollte das Brett wieder entfernt und erst nach dem Schlüpfen der Jungen erneut angebracht werden. Die Eltern werden das Nest dann zum Füttern auf jeden Fall weiter anfliegen. Das ist auch die Zeit, in der der meiste Kot anfällt.

Hier geht’s zur Aktion Schwalbenfreundliches Haus!