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Ganzjahresbeweidung in der Emsaue im Münsterland

Stierkäfer, Hornissen-Raubfliege, Sandlaufkäfer und Frühlings-Weidensandbiene – überall sind unzählige kleine und große Insekten unterwegs. In den Gewässern laichen Laubfrosch und Kammmolch, im feuchten Grünland suchen Kiebitze nach Nahrung und in den ausladenden Schwarzdorn-Gebüschen brütet der Neuntöter.

In der Emsaue im Münsterland ist es unübersehbar, dass ganzjährig beweidete Gebiete Hotspots der Artenvielfalt sind. In den Kreisen Warendorf und Coesfeld betreut die NABU-Naturschutzstation fünf Beweidungsgebiete mit einer Gesamtgröße von 140 Hektar. Auf den Flächen leben Koniks, eine aus Polen stammende kleinere Ponyrasse, und robuste Rinder.

 

Motoren der Vielfalt

Die Weidetiere setzen natürliche Prozesse und Kreisläufe in Gang, indem sie den Aufwuchs abfressen und Pflanzenreste ausscheiden. Sie wirken gleichsam als Motoren für die biologische Vielfalt. Die großen Weidetiere treten Pfade aus und schaffen so offene Bodenstellen, in denen Wildbienen ihre Niströhren bauen. Suhl- und Wälzstellen dienen den Pferden der Fellpflege und sind anschließend vegetationsfrei, weshalb Sandlaufkäfer hier leben können.

Je geringer die Dichte der Weidetiere, desto mehr Gebüsche und Vorwälder entstehen. Die stets auf Ausbreitung ausgerichteten Gehölze werden von den Weidetieren mal mehr, mal weniger zurückgedrängt. Neuntöter und Co. finden darin ihren Lebensraum. Zahllose Dungkäfer besiedeln die frisch abgesetzten Haufen – teilweise schwimmen sie sogar darin, denn einige Arten gehören zur Familie der Wasserkäfer. Die Dungkäfer wiederum stellen eine wichtige Nahrungsquelle für andere Käfer, Vögel oder Fledermäuse dar.

Mehrere weiße Pferde und braunschwarze Rinder sind auf einer Weidelandschaft hinter einem kleinen See zu sehen.

Viele freilebende Pferde und Rinder sind in den Weidelandschaften zu Hause.
(Foto: C. Göcking)

Gäste willkommen

Viele Arten der Roten Listen kommen in der Emsaue vor und profitieren von der Beweidung. Die so entstandenen vielfältigen Lebensräume beherbergen einen ebenso vielfältigen Artenreichtum. Weil heute nahezu alle Flächen der Kulturlandschaft massiv mit Nährstoffen angereichert und sehr wüchsig sind, kommt nicht gedüngten und nicht drainierten Flächen mit einem natürlichen Wasserhaushalt, wie sie hier noch zu finden sind, eine immense Bedeutung für die biologische Vielfalt zu. Das zeigt sich in den Beweidungsgebieten auch in den zahlreichen Pflanzengesellschaften der nassen oder nährstoffarmen Standorte. So bildet hier etwa die Heidenelke große Bestände aus.

Die beweideten Gebiete der Emsaue sind gut erschlossen und lassen sich per Rad und zu Fuß auf ausgewiesenen Wegen wie dem Emsradweg gut erkunden. Die NABU-Station bietet zudem Führungen an. Denn vor Ort lässt sich der positive Einfluss der Beweidung auf die Artenvielfalt am allerbesten erleben.

Ein kleiner Laubfrosch sitzt auf einem Ast und schaut in Richtung der Kamera.

Auch der Laubfrosch ist in einigen dieser Gebiete zu finden.
(Foto: C. Göcking)