Artenschutzprojekt Tagfalter
Für waldgebundene Tagfalterarten zählt die Davert zusammen mit der angrenzenden Hohen Ward zu den wertvollsten Gebieten im Münsterland. Trotz der im Vergleich zu anderen Waldgebieten noch bemerkenswerten Artenausstattung ist durch Gegenüberstellung mit älterem Datenmaterial ein erheblicher Artenschwund bei den Tagfaltern festzuhalten, der auch in den letzten zwei Jahrzehnten weiter anhält.
Tagpfauenauge (Foto: Dietmar Jeschke)
Ursachen für den Artenschwund
Ursachen dieser Entwicklung sind insbesondere in der erheblichen Änderung und Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung einschließlich der Einflußnahme auf den Wasserhaushalt des Gebietes zu sehen. Eine sehr wesentliche Rolle spielt darüber hinaus der Verlust strukturreicher Übergangs- bzw. Kontaktzonen zwischen dem geschlossenen Wald und einer (ehemals extensiv genutzten) offenen Kulturlandschaft. Auch durch waldbauliche Maßnahmen können tagfalterrelevante Strukturen wie innere Waldmäntel/-säume, Lichtungen, lichte Laubholzbestände etc. verloren gehen.
Saumbiotope und ihre Bedeutung für Tagfalter
Die hohe Bedeutung der “Saumbiotope” zeigt sich sehr eindrucksvoll dadurch, dass sich viele Vorkommen typischer und gefährdeter Tagfalterarten im Bereich offener innerer Waldränder, z. B. entlang von Wegen, Waldwiesen und Brachen konzentrieren. Letztere, insbesondere grundwasserbeeinflusste und von blütenreichen Hochstauden geprägte Brachen oder solche magerer Standorte spielen als Nektar- oder Larvalhabitate eine große Rolle.
Äußere Waldränder sind als Tagfalterlebensräume in der Regel mittlerweile entwertet: Nur sehr selten sind sie strukturreich und stufig ausgebildet. Meist grenzt der durch eine äußere Baumreihe begrenzte Wald unmittelbar an eine Ackerfläche. Gerade in den letzten Jahren ist in der Davert und der Hohen Ward insgesamt ein Rückgang von tagfalterrelevanten Habitaten und Strukturen festzumachen. Beispiele: Noch vor einigen Jahren mehr oder weniger offene Waldwege wachsen zunehmend zu, so dass sie für Tagfalter keine Funktion mehr haben; wertvolle Brachflächen unterliegen der natürlichen Gehölzsukzession oder ruderalisieren (z.B. sehr massiv mit Brennesseln).
Besonnte Waldwege mit vielfältigen Strukturen und blütenreichen Säumen bieten nicht nur zahlreichen Tagfaltern und anderen Insekten reichlich Nahrung, sondern sind auch beliebte Sonnenplätze z.B. für die Ringelnatter. (Foto: M. Steven)
Davert und Hohe Ward
Die überregionale Bedeutung der Davert und der Hohen Ward für Tagfalter und die sich daraus ergebende hohe Verantwortung für diese Artengruppe war Anlass für die NABU-Naturschutzstation ein Artenschutzprojekt “Tagfalter & Widderchen” aufzustellen, mit der Zielsetzung den erkennbaren Rückgang der Arten und ihrer Lebensräume aufzuhalten und gezielt Maßnahmen zur Verbesserung der Habitatbedingungen einzuleiten.
Kartierungen
Im Mittelpunkt stehen die gefährdeten und für den Naturschutz besonders relevanten Arten (Zielarten). Grundlage für das derzeit in Bearbeitung befindliche Zielartenschutz- und Maßnahmenkonzept sowie dessen Umsetzung bilden flächendeckende Kartierungen zur Verbreitung der Arten und ihrer Lebensräume.
Zunächst werden für die Zielarten die spezifischen Habitatansprüche herausgearbeitet und im Abgleich mit den vorhandenen Biotopqualitäten die aktuellen Gefährdungsfaktoren und Handlungsnotwendigkeiten zur Sicherung und Förderung ihrer Populationen im Gebiet dargestellt, um darauf aufbauend für die ermittelten Tagfalter-Biotopflächen – sofern erforderlich – konkrete Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen zu entwickeln. Eine besondere Beachtung wird dabei auch den Flächen und Strukturen mit einem hohen potenziellen Wert und Entwicklungspotenzial gewidmet.
Mit weit über 30 Tagfalterarten gehört die Davert zu den artenreichsten Gebieten für diese Artengruppe im Münsterland.
Umsetzung
Die Umsetzung konkreter Arten- und Biotopschutzmaßnahmen erfolgt im Einvernehmen mit den Eigentümern, in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden und durch tatkräftige Unterstützung ehrenamtlicher Helfer.
Wichtige Maßnahmen zur Erhaltung und Entwicklung vielfältig strukturierter Biotopkomplexe als wesentliche Voraussetzung für eine artenreiche Tagfalterfauna sind z.B.:
- die Pflege und Entwicklung offener, vielfältiger und blütenreicher Waldrandstrukturen, sowohl im Bestand, als auch dem Wald vorgelagert,
- die Förderung von Sukzessionsflächen gegenüber flächendeckenden Neupflanzungen geräumter bzw. durch Windwurfereignisse frei gewordener Waldflächen,
- eine für Tagfalter günstige Gestaltung und Pflege von Brachflächen, Weg-, Wiesen- und Feldsäumen
- und die Extensivierung von Grünlandflächen.
Da Tagfalter in der Bevölkerung einen hohen Beliebtheits- und im Vergleich zu anderen Insektengruppen auch einen hohen Bekanntheitsgrad genießen, lassen sie sich hervorragend in die Öffentlichkeitsarbeit in der Davert und der Hohen Ward integrieren.