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Der Spatz liegt wieder vorn

28. Januar 2025

NABU-Aktion „Stunde der Wintervögel“: Ergebnisse aus Münster und dem Kreis Warendorf

Auch in diesem Jahr hatten sich viele Naturfreund*innen an der NABU-Aktion „Stunde der Wintervögel“ vom 10. bis 12. Januar beteiligt. Die Aufgabe war es, eine Stunde lang Vögel im Garten, am Futterhäuschen, auf dem Balkon oder im Park zählen und die Ergebnisse zu melden.

In Münster wurden dabei in 248 Gärten über 6.821 Vögel gezählt. Obwohl in Münster etwas mehr Menschen teilnahmen als im Vorjahr, wurden insgesamt weniger Vögel gesichtet – ein Trend, der sich auch deutschlandweit zeigt. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und reichen von harmlosen, wetterbedingten Schwankungen bis hin zum ernstzunehmenden Vogelsterben.

Seit 2019 behauptet der Haussperling in Münster unangefochten seinen Spitzenplatz bei der Vogelzählung. Im Schnitt wurden pro Garten etwa vier Spatzen gezählt. Ebenfalls häufig gesichtet wurden Meisen, Finken, Amseln und Rotkehlchen. Genau wie der Haussperling verzeichneten diese Vogelarten in diesem Jahr Rückgänge – mit Ausnahme des Buchfinks, dessen Sichtungen leicht zunahmen. Besondere Aufmerksamkeit benötigt die Amsel, von der in Münster 143 weniger Sichtungen gemeldet wurden als im Vorjahr. Dies könnte mit dem Usutu-Virus zusammenhängen, das im vergangenen Jahr viele Amseln in NRW befallen hat und für die Art tödlich ist. Vor allem aus Nordwestdeutschland haben sich die Verdachtsmeldungen vervielfacht.

Einige Vogelarten, insbesondere Krähenvögel, legten deutlich zu. So stieg beispielsweise die Anzahl der Sichtungen von Rabenkrähen um 97 % zum Vorjahr. Auch Elstern, Ringeltauben und Dohlen schafften es in die Top 10 der gesichteten Wintervögel. Besonders eindrucksvoll war im Münsterland die Winterflucht der Kraniche zu beobachten. Ausgelöst durch den plötzlichen Wintereinbruch wurden an dem Aktionssonntag viele Kraniche auf ihrem Weg von den niedersächsischen Moorgebieten über NRW in Richtung Südwesten gesichtet. Das führte in Münster zu einem bemerkenswerten Anstieg der Kranichsichtungen um 323 % im Vergleich zum Vorjahr. Ähnliches war bei den Graugänsen zu beobachten.

Das Bild zeigt eine Gruppe von sechs Kranichen, die hoch am Himmel fliegen. Die Vögel sind in verschiedenen Flugphasen erfasst – einige haben ihre Flügel weit ausgebreitet, während andere sie leicht nach unten oder oben schlagen. Ihre langen Hälse sind nach vorne gestreckt, und ihre langen Beine ragen nach hinten heraus. Die Kraniche sind als dunkle Silhouetten vor einem einheitlich blauen Himmel zu sehen. Durch das Gegenlicht erscheinen ihre Körper und Flügel weitgehend schwarz, während einige Details wie die Federstruktur noch erkennbar sind. Der Himmel ist wolkenlos oder nur leicht bewölkt, was einen ruhigen und klaren Hintergrund schafft.

Durch den Wintereinbruch konnten zahlreiche Kraniche über Münster gesichtet werden (Foto: NABU/Christoph Kasulke)

Im Kreis Warendorf folgten ebenfalls zahlreiche Vogelfreund*innen dem Aufruf und meldeten beeindruckende Ergebnisse: In 223 Gärten wurden insgesamt 7.296 Vögel gezählt. Damit übertraf der Kreis Warendorf erneut die Zahlen aus Münster – ein Beweis für das hohe Engagement der lokalen Vogelbeobachter*innen.

Wie in den Vorjahren steht der Haussperling unangefochten an der Spitze der Zählungen. Mit durchschnittlich fünf Spatzen pro Garten sichert er sich weiterhin den ersten Platz. Doch die wahre Überraschung findet sich auf dem zweiten Platz: Die Dohle konnte ihren Bestand im Kreis Warendorf deutlich steigern. Mit einem beeindruckenden Zuwachs von 74% verdrängte sie die Kohlmeise und kletterte vom fünften auf den zweiten Rang. Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass sich die Dohle immer besser an städtische Lebensräume anpasst.

Ein weniger erfreulicher Trend ist auch hier der starke Rückgang der Amsel, die im Kreis Warendorf 332mal weniger gesichtet wurde als im Vorjahr. Die Gründe dürften die Gleichen wie in Münster sein.

Neben diesen besorgniserregenden Entwicklungen gab es auch erfreuliche Zuwächse bei einigen Vogelarten. Die Zahlen der Sichtung von Kernbeißer, Graureiher, Schwanzmeise und Bergfink haben sich deutlich gesteigert. Die Kanadagans beeindruckt mit einem Anstieg von über 1.300 % zum Vorjahr und zeigt, wie gut manche Arten sich an veränderte Umweltbedingungen anpassen können. Doch auch solche Anpassungen werfen Probleme auf, da sie häufig zu Verdrängungseffekten heimischer Arten führen, dessen Folgen sich auch in den Zählungen aufzeigen.

Zusammenfassend lässt sich auch in diesem Jahr ein Rückgang vieler heimischer Vogelarten und eine Zunahme einiger anpassungsfähiger Arten feststellen. Das zeigt, wie wichtig Erhalt und Förderung von naturnahen Gärten mit Bäumen, Sträuchern und Hecken als Nahrungs- und Schutzräume ist. Gemeinsam können wir einen wichtigen Beitrag leisten, die heimische Vogelwelt zu schützen und zu bewahren.

Ein herzlicher Dank geht an alle, die fleißig mitgezählt haben! Es ist jedes Jahr aufs Neue spannend zu sehen, wie sich die Ergebnisse der Aktion entwickeln – bis zum nächsten Jahr!

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