Die nächste, bereits fünfzehnte Zählung der Wintervögel findet vom 10. bis 12. Januar 2025 statt. Neben Amseln und Rotkehlchen, die wie einige andere Vogelarten das ganze Jahr über bei uns bleiben, lassen sich dabei weitere Wintergäste beobachten, die aus dem noch kälteren Norden und Osten nach Mitteleuropa ziehen. Die NABU-Naturschutzstation Münserland ruft dazu auf, sich auch in Münster und dem Kreis Warendorf an der Zähl-Aktion zu beteiligen. Dabei sollen eine Stunde lang die Vögel im Garten oder Stadtpark gezählt werden.
Im Mittelpunkt der Aktion stehen die uns vertrauten und oft weit verbreiteten Vogelarten. Wo kommen Sie vor, wo sind sie häufig und wo selten geworden, wie wirkt sich der Klimawandel auf die Wintervögel aus? Je genauer wir über solche Fragen Bescheid wissen, desto besser kann sich der NABU für den Schutz der Vögel stark machen. Werden bei der Schwesteraktion „Stunde der Gartenvögel“ im Mai die in Deutschland brütenden Arten gesucht, stehen im Januar jene Piepmätze im Blickpunkt, die auch bei Schnee und Kälte bei uns ausharren. Neben den „Standvögeln“, die das ganze Jahr über bei uns bleiben, lassen sich zahlreiche weitere Wintergäste beobachten wie zum Beispiel Erlenzeisige oder Bergfinken.
Aline Förster, Landschaftsökologin bei der NABU-Naturschutzstation Münsterland, blickt mit Sorge auf die kommende Zählung: „In diesem Winter erhielten wir häufiger als sonst Meldungen über das Fortbleiben gefiederter Gäste am Futterhaus und beobachten das selbst im eigenen Garten.“ Besonders ältere Menschen, die noch eine vielfältige, artenreiche Natur in Erinnerung haben, sind darüber betrübt. Ein Anwohner aus Amelsbüren findet es „erschreckend“, dass in seinen großen naturnahen Garten kaum noch Amseln oder Spatzen kommen und selbst die Tauben abgenommen hätten. „Das ist nicht nur meine Beobachtung, das berichten mir auch zahlreiche Bekannte“, so der 85-Jährige, der gemeinsam mit seiner Frau seit Jahrzehnten im Winter Vögel füttert. Das Beobachten der Tiere im Garten ist für das Ehepaar eine große Freude und sie bedauern, dies kaum mehr mit der nächsten Generation teilen zu können.
„Eine Ursache für den Rückgang der Amseln ist das Usutu-Virus, eine Krankheit die sich über Stechmücken verbreitet und seit 2010 immer wieder regional auftritt“, weiß die NABU-Mitarbeiterin. Auch im Sommer 2024 gingen viele Meldungen über apathisch wirkende, nicht fliehende Amseln beim NABU ein, sowie auch Einsendungen toter Tiere zur Untersuchung. In diesem Jahr waren besonders Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen betroffen. Neben der Amsel wurde das Virus bereits bei elf weiteren Arten nachgewiesen, darunter Singdrosseln, Meisen und Finken.
Darüberhinaus gibt es zahlreiche weitere Faktoren, die unsere Vogelbestände beeinträchtigen, wie beispielsweise der Mangel an Brutplätzen, die Zerstörung und Zerschneidung von Lebensräumen, die intensive, teils industrielle Landnutzung und die Abnahme der natürlichen Nahrungsverfügbarkeit (Sämereien, Insekten, etc.). Auch zunehmend milde Temperaturen können dazu führen, dass weniger Wintergäste zu uns kommen.
Mehr Infos unter: www.stundederwintervoegel.de