Naturschutz über Ländergrenzen hinweg
Naturschutz über Ländergrenzen hinweg: Am 16. April brachten Mitarbeiter der NABU-Naturschutzstation Münsterland Laichschnüre der Knoblauchkröte zum Forschungszentrum für aquatische Fauna in Linkebeek, Belgien. Dort sollen sich die Eier weiterentwickeln und zu Larven und Jungtieren aufgezogen werden. Die Jungkröten werden später an verschiedenen Orten in Flandern ausgesetzt. Diese Standorte waren zuvor mit Unterstützung des früheren belgischen integrierten LIFE-Projekts BNIP optimiert worden.
Die Knoblauchkröte ist eine Anhang-IV-Art der FFH-Richtlinie und muss streng geschützt werden. Laut der FFH-Bewertung für den Zeitraum 2013-2018 ist der Erhaltungszustand dieser Art in der westatlantischen Region schlecht. Die Knoblauchkröte ist im westlichen Teil Deutschlands, Dänemarks, der Niederlande, Frankreichs und Flanderns durch den Verlust und die Fragmentierung von Lebensräumen stark gefährdet. Die Zusammenarbeit zwischen dem IP-LIFE Atlantische Sandlandschaften und LIFE B4B zielt darauf ab, den Bestand der Knoblauchkröten in Flandern durch Zucht und Wiederansiedlung zu stärken. Die Partner hoffen, die Population zu vergrößern und die genetische Vielfalt zu fördern.
Austausch von Fachwissen
2012 bis 2017 wurden im Rahmen des LIFE+ Projektes „Schutz der Kreuzkröte im Münsterland“ (LIFE11 NAT/DE/000348) Maßnahmen zur Optimierung der Laichgewässer und Landlebensräume der Knoblauchkröte im Münsterland durchgeführt. Unter Koordination von Dr. Christian Göcking und Norbert Menke von der NABU-Naturschutzstation Münsterland wurde in der Artenschutzstation Ennigerloh mit der Erhaltungszucht begonnen, um die verbliebene genetische Vielfalt zu sichern. Anschließend wurden Knoblauchkröten-Larven ausgesetzt oder wiederangesiedelt, um den Fortbestand der Art dauerhaft zu sichern. Seit Oktober 2016 werden diese Aktivitäten durch das IP-LIFE Atlantische Sandlandschaften fortgesetzt und auf die atlantische Region in Nordrhein-Westfalen ausgeweitet. Die zwischenzeitlich umfangreichen gesammelten Erfahrungen mit der Nachzucht der Art in menschlicher Obhut machen es möglich, dass das deutsche Projekt die belgischen Kolleginnen und Kollegen unterstützen kann.
Genetische Untersuchungen haben gezeigt, dass die genetische Vielfalt in den flämischen Populationen gering ist und dass die verschiedenen Knoblauchkrötenpopulationen in der westatlantischen Region demselben genetischen Cluster angehören. Das heißt, die Knoblauchkröten in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Flandern sind genetisch miteinander verwandt. Die Vermischung der flämischen Populationen mit den niederländischen Knoblauchkröten wird bereits seit 2023 vorgenommen. Ab 2024 soll auch genetisches Material aus deutschen Populationen hinzugefügt werden. Im Rahmen von LIFE B4B werden flämische Laichschnüre aufgezogen und die Larven in geeigneten Gebieten, gemischt mit Larven aus den Niederlanden und Deutschland, ausgesetzt.
Die Zusammenarbeit zwischen den beiden integrierten Projekten ist ein wichtiger Schritt zum Schutz der Knoblauchkröte in Flandern. Die NABU-Naturschutzstation Münsterland hofft gemeinsam mit ihren Partnern, dass die gemeinsamen Bemühungen zu einer nachhaltigen Population dieser einzigartigen Art führen werden – auch über Ländergrenzen hinweg.