Bärenklau und Masken-Schwebfliegen
Am 6. August fand eine öffentliche Exkursion der NABU-Naturschutzstation Münsterland zum Thema Schwebfliegen und Pflanzen im schönen Stadtpark Wienburg statt. Dabei gab die Insekten-Expertin Sarah Klein-Hitpaß den zahlreichen Interessierten eine umfangreiche Einführung in die Vielfalt, das Leben und die ökologische Bedeutung der Schwebfliegen, während Dr. Thomas Hövelmann ergänzend über die Flora des naturnah gestalteten Parks informierte.
Wegen ihrer Verwechslungsgefahr mit Insekten wie Bienen, Wespen, Hummeln oder Stubenfliegen, ist die Schwebfliege eine eher unbekannte Vertreterin der Diptera (Zweiflügler). Da sie keinerlei Abwehrmechanismen gegen Fressfeinde besitzt, ahmt sie meist wehrhafte Insekten mithilfe von Mimikry nach. Zum Beispiel lässt sich die harmlose Hornissen-Schwebfliege nur anhand ihrer großen Facettenaugen und der Vena spuria, einer Scheinader auf ihren Flügeln, von ihrer Namensgeberin unterscheiden.
Mit 563 in Deutschland vorkommenden Arten tragen Schwebfliegen einen wichtigen Teil zur Bestäubung heimischer Pflanzenarten bei. Im Laufe von 90 Mio. Jahren Koevolution hat sich die Schwebfliege an offene, flache Blütenformen angepasst, von denen sie Pollen und Nektar mit ihrem kurzen Rüssel abtupft. Tiefe Röhrenblüten dienen ihr deshalb nicht als Nahrungsquelle. Für den bestäuberfreundlichen Garten sind also heimische Arten mit vielfältigen Blütenformen essentiell, da bestäubende Insekten oft sehr stark auf ihre Wirtspflanzen spezialisiert sind.
Auch aufgrund ihrer je nach Art einzigartigen Larval-Ökologie und Ernährungsweise der Larven haben die Schwebfliegen wichtige ökosystemare Funktionen. Die Ameisen-Schwebfliege zum Beispiel legt ihre Eier in Ameisennester, damit sich die geschlüpften saprophagen Larven von den Abfällen der Ameisen ernähren können. Unter anderem stehen Land- und Wasserpflanzen, Alt- und Totholz, Kuhfladen sowie Blattläuse und Larven auf den Speiseplänen der Larven verschiedener Schwebfliegenarten.
Neben Mistbiene, Hummel-Schwebfliege und Wespen-Schwebfliege traf die Exkursionsgruppe in den feuchten Bereichen des Wienburgparks auf Pflanzenarten wie die Rote Zaunrübe, Wasser-Minze, Mädesüß, Wiesen-Bärenklau, Wolfstrapp, Wasser-Sternmiere, Zaunwinde, Blutweiderich, Behaartes Weidenröschen und Sumpf-Ruhrkraut. Dunkle Wolken am Horizont und ein bedrohliches Grummeln bereiteten der Exkursion leider ein etwas vorzeitiges Ende und die frischgebackenen Schwebfliegen-Experten machten sich blitzschnell auf den feucht-fröhlichen Heimweg.
Text: Freia Vullbrock; die Bachelor-Studentin der Landschaftsökologie absolviert zur Zeit ein Praktikum bei der NABU-Naturschutzstation Münsterland