Der NABU verleiht die Auszeichnung „Schwalbenfreundliches Haus“
Der Sommer läuft auf Hochtouren und auch die Schwalben geben zurzeit kräftig Gas, um in diesem Jahr noch eine zweite oder sogar dritte Brut großzuziehen. Fleißig suchen sie nach feuchtem lehmhaltigem Baumaterial, um alte Nester auszubessern. Nahrung für ihre Küken sammeln sie im Flug. Die NABU-Naturschutzstation Münsterland möchte Hausbesitzer*innen aus Münster, die Schwalbennester an oder in ihren Gebäuden erhalten, mit der Plakette und Urkunde „Schwalbenfreundliches Haus“ auszeichnen. Ziel der Aktion ist es, auf die Gefährdung der Schwalben aufmerksam zu machen, die Akzeptanz auch im Siedlungsraum zu stärken und somit bestehende Brutplätze zu erhalten und neue hinzugewinnen.
Schwalben gelten seit je her als Glücksbringer: „Wenn Schwalben am Haus brüten, geht das Glück nicht verloren,“ besagt ein altes Sprichwort. Sie vertilgen zahlreiche Fliegen und Mücken und halten Mensch und Tier somit lästige Plagegeister vom Leibe. Im Altertum wurden Schwalben sogar als heilig verehrt, verfolgt wurden sie nirgends. Sie waren so beliebt, dass sie sogar in Tempeln und Staatsgebäuden nisten durften. Bis weit in das 20. Jahrhundert war es bei den meisten Menschen auf dem Land und in der Stadt undenkbar, ein Schwalbennest zu entfernen.
Heutzutage sind Schwalben am Haus nicht mehr selbstverständlich, der Glaube an den Glücksbringer ist in Vergessenheit geraten. Noch immer mögen viele Menschen Schwalben, jedoch eher am Urlaubsort oder zu Besuch auf dem Land. Vom eigenen Haus mögen sich die Vögel bitte fernhalten: Ein Schwalbennest mache dann doch zu viel Dreck. Dabei sind es nur ein paar Monate, die die eleganten Flugkünstler bei uns sind, bevor sie im September wieder die weite Reise nach Afrika antreten. Oft kann man sich mit einem Kleckerbrett in ausreichendem Abstand zum Nest oder einem Stück Pappe am Boden oder auf der Fensterbank behelfen, um die Hinterlassenschaften der Jungen aufzufangen.
Aufgrund deutlicher Bestandsrückgänge in den letzten Jahrzehnten stehen Schwalben unter Artenschutz und gelten bundesweit als gefährdet (Rote Liste 2020). In Münster gibt es laut einer Bestandserhebung der NABU-Station in 2020 stadtweit noch 600 bis 650 Paare der Mehlschwalbe und ca. 1.200 Paare der Rauchschwalbe. Nester dürfen – selbst nach der Brutzeit – laut Bundesnaturschutzgesetz nicht entfernt werden, weil die treuen Vögel stets an den gleichen Ort zurückkehren und aufgrund der nicht aufhörenden Flächenversiegelung sowie der zunehmenden Sommertrockenheit kaum noch Lehmpfützen zum Nestbau finden. Das Insektensterben sorgt zusätzlich für Nahrungsknappheit.
Bewerben können sich Hausbesitzer ganz gleich, ob es sich um ein Wohnhaus, Reiterhof oder einen landwirtschaftlichen Betrieb handelt, bei der NABU-Naturschutzstation-Münsterland unter 02501/9719433 oder per Mail an: Schwalben@NABU-station.de.
Die Aktion wird im Rahmen des Naturschutzprojektes „Artenschutz am Gebäude – Mauersegler, Schwalben & Co.“ umgesetzt, gefördert von der Stadt Münster und dem Land Nordrhein-Westfalen.