Was summt denn da auf dem Friedhof?
Was summt denn da auf dem Friedhof? – Das im Bundesprogramm Biologische Vielfalt geförderte Projekt „Biodiversitätscheck-in Kirchengemeinden (BiCK)“ der evangelischen Kirchen von Westfalen erarbeitet gemeinsam mit der NABU-Naturschutzstation Münsterland, wie man Kirchengelände nachhaltiger gestalten kann.
Dabei wurden bei drei bislang stattgefundenen Praxistagen die Insektenvielfalt auf Friedhöfen in Bochum-Wattenscheid, Hagen und Netphen genauer unter die Lupe genommen. Sara Kehmer erklärte, wie man die wichtigsten Insektengruppen erkennt und was man auf den Friedhöfen tun kann, damit diese dort ein Zuhause finden können. Dabei stellte sie verschiedene Wildbienen-Arten, Schlupfwespen, Schwebfliegen, Fliegen und sogar Käfer vor, die alle zu den Blütenbestäubern gehören. „Goldwespen sehen aus wie kleine fliegende Edelsteine, bunt und glänzend“ erläuterte Sara Kehmer, und die Begeisterung für diese Insektengruppe war ihr deutlich anzumerken.
Nach der theoretischen Einführung ging es auf den Friedhofsgeländen auf Insektensuche. Hierbei fanden sich auf allen Friedhöfen Bereiche, an denen es bereits summte und brummte: mal auf eingesäten Blumenwiesen, auf Urnengräbern, die in Wildblumenbeete integriert sind, in stehendem Totholz, in den Grabwespen und Wildbienen nisten, oder auf Wildkräuter-reichen Rasenflächen. Sara Kehmer fing mit ihrem Kescher geschickt Trauerschweber, Schwebfliegen und Weichkäfer, zeigte sie den Teilnehmer*innen und erklärte, welche Pflanzen und Strukturen diese Insekten zum Leben brauchen. Gemeinsam wurde mit Begeisterung beobachtet und entdeckt, wobei auch die App “ObsIdentify” von Sara Kehmer vorgestellt und gemeinsam mit den Teilnehmenden ausprobiert wurde. Auf dem Friedhof in Bochum-Wattenscheid wird diese App bereits genutzt, und es wurden bereits 1.143 Tier- und Pflanzenarten auf dem Friedhof dokumentiert.
Zusätzlich wurde eine von der NABU-Station neu entwickelte Erfassungsmethode für blütenbesuchende Insekten vorgestellt: Auf einem Quadratmeter wurden jeweils fünf Minuten lang die blütenbesuchenden Insekten bestimmt und gezählt. Diese Methode eignet sich besonders gut für den Einsatz mit “Citizen Scientists”, denn man braucht lediglich zwei Zollstöcke, ein für diese Methode konzipierten Erfassungsbogen und eine Stoppuhr. Durch diese Methode lässt sich herausfinden, wie viele blütenbesuchenden Insekten auf der Fläche vorkommen und regt dazu an, genau hinzuschauen.
Das Interesse der Teilnehmenden war groß und es wurde bereits überlegt und geplant, welche Flächen sich insektenfreundlicher gestalten lassen bzw. nachgefragt, welche Art der Grabbepflanzung denn nun gut für Bestäuber ist und welche nicht. Das neue Wissen und die Begeisterung werden die Teilnehmenden als sogenannte Schöpfungsbotschafter*innen der Gemeinden mitnehmen und weitergeben – Friedhöfe sind nicht nur ein Ort der Trauer, sondern auch ein Ort voller Leben.